Supply Chain 4.0: Warum die gemeinsame Nutzung von Daten unerlässlich ist

Die Supply Chains oder Lieferketten von heute sind sehr komplex geworden und bestehen aus umfangreichen Logistikketten, die den gesamten Wertschöpfungsprozess, von der Rohstoffgewinnung über die Verarbeitung bis hin zum Endverbraucher bedienen. Das Supply Chain Management bezeichnet daher alle Prozesse die nötig sind, um Kunden oder Märkte mit Produkten, Gütern oder Dienstleistungen zu versorgen. Im Unterschied zur reinen Logistik, beinhaltet es auch begleitende Prozesse wie Auftragsabwicklung oder Geldflüsse.

Innerhalb einer Supply Chain entstehen Unmengen an Daten bzw. Informationen, die für alle Beteiligten von hoher Wichtigkeit sind, um eine möglichst effiziente Lieferkette zu erzeugen. Häufig besteht allerdings das Problem, dass diese Daten die Unternehmensgrenzen nicht verlassen und den anderen Teilnehmern in der Supply Chain nicht zur Verfügung stehen. Eine Kooperation auf Datenebene würde die gesamte Supply Chain jedoch deutlich widerstandfähiger machen und ermöglichen, auf Probleme oder unvorhergesehene Ereignisse (wie zum Beispiel Nachfrageschwankungen) schneller zu reagieren.  Zudem lässt eine größere Menge an präzisen, qualitativ hochwertigen Daten auch eine bessere Korridorplanung zu.

Um hochwertige Daten zu erhalten ist es wichtig, so viele Datenbestände wie möglich zu verknüpfen. Das trifft unternehmensintern genauso zu, wie innerhalb des gesamten Logistiknetzwerks. Eine Herausforderung dabei ist, dass es unternehmensintern zwar Systeme wie SAP oder Oracle gibt, die eine Zusammenführung und Analyse der Daten recht einfach ermöglichen, ein solches System aber für ein Netzwerk aus verschiedenen Unternehmen in gleicher Form noch Hürden mit sich bringt.

Ziel: Digitalisierung der Supply Chain
Eine Digitalisierung der Supply Chain (Supply Chain 4.0) ist also im Moment das vorrangige Ziel für viele Unternehmen. Obwohl die Logistik Branche hier als Vorreiter gilt, gibt es in diesem Bereich immer noch enormes Optimierungspotential. Aus einer Umfrage des Logistik-Experten Hermes geht hervor, dass viele Unternehmen den wirtschaftlichen Nutzen von Internet of Things (IoT: hier klicken um mehr darüber zu lesen) und Cloud-Diensten noch nicht erkannt haben. Doch genau diese Entwicklungen ermöglichen es, die Lieferkette für alle Beteiligten transparent zu machen.

Innerhalb einer Supply Chain arbeiten viele unterschiedliche Unternehmen wie Hersteller, Logistikdienstleister, Groß- und Kleinhändler zusammen.  Fast alle haben unterschiedliche IT-Systeme, die nicht miteinander vernetzt sind und die Daten untereinander nicht austauschen. Zwar werden immer häufiger die relevantesten Daten mittels Schnittstellen untereinander ausgetauscht, wie beispielsweise zwischen Versendern und Logistikdienstleistern, doch oftmals fehlt dennoch eine einheitliche Sicht auf den Gesamtprozess. Durch Kommunikation via Telefon oder E-Mail hat jeder Beteiligte nur einen kleinen Ausschnitt des Gesamtbildes im Blick und diese unterschiedlichen Wissensstände führen häufig zu Problemen. Zusätzlich kommt es durch handschriftliche Dokumente die erst später in elektronische Systeme übertragen werden häufig zu Medienbrüchen, die Fehler begünstigen.

Beispiele für Probleme sind Zollinformationen, die nicht automatisch verfügbar sind und aufwändig von Hand gesucht werden müssen, Verzögerungen im Produktions- oder Lieferprozess, die wiederum Einfluss auf nachgelagerte Abläufe haben oder fehlende Kapazitäten in Transportmitteln und Lagern aufgrund von fehlerhaft oder unvollständig übermittelten Daten zum Versandvolumen.  Erhalten nachgelagerte Supply Chain Partner keine oder mangelhafte Informationen über Abweichungen vom ursprünglich geplanten Waren- oder Materialfluss, so entstehen Verzögerungen oder Zusatzaufwand und damit oftmals hohe Kosten.

Dies würde sich in einer digitalisierten Supply Chain, die IoT und Cloud-Services verwendet, vermeiden lassen. Unternehmen würden über Abweichungen vom Sollprozess zeitnah informiert und könnten vorab oder innerhalb kurzer Zeit darauf reagieren. Durch die Vernetzung der IT-Systeme aller Beteiligten würde die Kommunikation über eine zentrale Plattform stattfinden und jeder hätte denselben Informationsstand. Man könnte z.B. seine Bauteile am Lieferweg verfolgen und in der Produktion auf mögliche Verspätungen reagieren, Sensoren in Containern könnten die Temperatur kontrollieren und Frachtpapiere könnten automatisch direkt ins System eingespeist werden. Trifft das Produkt am Bestimmungsort ein, erhält der Empfänger eine Empfangsbestätigung, die ins ERP System einfließt und die Grundlage für die Rechnungslegung darstellt.

Um Transparenz über die gesamte Lieferkette zu schaffen, stehen die Unternehmen natürlich vor großen Herausforderungen. Es müssen nicht nur die eigenen, sondern auch die Prozesse der anderen Beteiligten digitalisiert werden. Dies erfordert einen hohen Koordinationsaufwand, der sich am Ende aber für alle lohnt.

Umgesetzt werden kann diese Vernetzung über gemeinsame Cloud-Plattformen. Mehr zum Thema Cloud Computing erfahren Sie in unserem nächsten News-Artikel.

 

 

Quellen:

Vgl. DB Schenker, Supply Chain: Wer Daten teilt, hat mehr davon, abgerufen am 09.09.2020
URL: https://logistik-aktuell.com/2017/10/11/supply-chain-daten/

Vgl. Hermes Supply Chain Blog, Trends im Supply Chain Management, abgerufen am 09.09.2020
https://www.hermes-supply-chain-blog.com/wp-content/uploads/2018/04/hermes-scm-trends-newsletter.pdf

Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon, Supply Chain Management, abgerufen am 09.09.2020
URL: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/supply-chain-management-scm-49361

Vgl. Computerwoche.de, Großes Potential ist noch ungenutzt, abgerufen am 09.09.2020
URL: https://www.computerwoche.de/a/grosses-potenzial-ist-noch-ungenutzt,3545995