Interview:
Hallo Michael! Du bist ja ständig in Kontakt mit unseren Kunden, immer wieder auf Messen unterwegs und direkt an der Quelle, wenn es darum geht, was im Moment in der Lagerlogistik von Interesse ist.
Was interessiert die Kunden im Bereich der Lagerlogistik derzeit am meisten?
Die klassische Lagerlogistik, in der es um einfache Ein- und Auslagerung von Artikel bzw. Behältern geht, ist natürlich immer aktuell. Durch Online-Shops und Filialisierungen ist es in der jetzigen Zeit allerdings so, dass die Unternehmen immer kleinteiliger liefern müssen. Es werden also nicht mehr große Mengen eines Produktes verschickt, sondern nur mehr eine kleine Anzahl. Dies begründet sich darin, dass die Läger in den Filialen immer kleiner werden und kein Platz vorhanden ist, um große Mengen an Artikeln einzulagern. Daher bestellt man heutzutage eher 5-10 Mal die Woche, anstatt einmal eine große Menge. Dadurch verändert sich die gesamte Lager- und Logistikstruktur. Kleine Mengen aus eigenen großen Lägern vor Ort zu kommissionieren, ist für viele Unternehmen nicht mehr sinnvoll.
Momentan sind die Hauptthemen in der Lagerlogistik für viele unserer Kunden folgende:
- Schnelle Warenverfügbarkeit muss gewährleistet werden
- Kleinere Anzahl, dafür viele verschiedene Produkte werden benötigt
(z.B. Schuhe in verschied. Farben & Größen) - Hohe Bestellfrequenz (es wird mehrmals pro Woche bestellt)
- Kurze Lieferzeiten der Waren
- Kleine Läger in den stationären Geschäften, weil Lagerfläche teuer ist
Was sind die aktuellen Herausforderungen dabei?
Die Bestellmengen haben sich in den letzten Jahren verkleinert, die Anzahl an Bestellungen hat sich allerdings drastisch erhöht. Daher ist ein gut funktionierendes System, dass mit korrekten Stammdaten gefüttert wird, unabdingbar, um diese Mengen an Bestellungen abzuarbeiten.
Mittlerweile wird es so gehandhabt, dass es ein großes Zentrallager gibt, welches die verschiedenen Geschäfte, Filialen oder auch die Onlineshops bedient. Bestellungen gehen direkt dort ein und werden im Optimalfall rasch verarbeitet.
Diese Bestellungen bestehen dann allerdings meist aus mehreren verschiedenen Produkten, die auf schnellstem Weg kommissioniert werden müssen.
In einem normalen Lagerlogistik-Ablauf würde das so funktionieren, dass ein Mitarbeiter die Produkte von verschiedensten Standorten im Warenlager zusammentragen muss. Dies erfordert natürlich viel Zeit und Personal. Beides ist in der heutigen Zeit allerdings meist nicht ausreichend vorhanden.
In modernen Lägern übernehmen diese Aufgaben daher mittlerweile häufig Shuttlesysteme oder automatische Kleinteilelager (AKL). Automatisierung spielt hier also eine große Rolle.
Welche Lösung bietet die KHT für diese Herausforderungen?
Wir haben für unsere Kunden einen Lagerautomaten entwickelt, der die Lagerlogistik optimiert, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden. Das System funktioniert folgendermaßen:
Der INDU-Store ist ein automatisches Lager- und Kommissioniersystem, das die Einlagerung und den Abruf von Artikeln auf Einzelartikelbasis ermöglicht. Anwender erhalten immer genau den einen Artikel, der für den jeweiligen Kunden- oder Fertigungsauftrag benötigt wird. Fehlpicks sind durch genaue Produktdaten ausgeschlossen. Der INDU-Store lässt sich optimal in ein Warenlager integrieren und verschafft Transparenz, Bestandssicherheit und effiziente Raumnutzung.
Er dient als Ersatzteillager, Versandlager oder automatisches Lagersystem für Kleinteile.
Je nach Anforderung bekommt der Kunde die gewünschte Menge an Packplätzen, um die Bestellungen zu verarbeiten. Diese Packplätze sind direkt mit dem Lagerautomaten verbunden, der ganz genau nur die Produkte rausfährt, die von den Personen benötigt werden. Alle Aufträge können parallel bearbeitet werden.
Im Gegensatz zu AKLs oder Shuttles, die meist mit klassischen Doppelspielen (Ein- und Auslagern) arbeiten, können sich die Mitarbeitenden im Moment des Kommissionierens nur auf das Auslagern konzentrieren. Es ist nicht mehr erforderlich, dass sie Waren bzw. Behälter wieder einlagern. In dem Moment wo also die maximale Auslagerleistung benötigt wird, kann diese in vollem Ausmaß genutzt werden. Befüllt wird der INDU-Store immer in Zeiten, in denen wenig ausgelagert wird. Dies geschieht meist nach Abfrage des aktuellen Warenbestandes die im INDU-Store eingelagert ist.
Weiters hat der INDU-Store hat eine völlig chaotische Lagerhaltung. Was das bedeutet: Es gibt keine Luft im INDU-Store und alle Produkte werden zu jeder Zeit auf die platzsparendste Art und Weise gelagert. Durch unterschiedliche Regalhöhen wird der Platz immer optimal ausgenutzt. Der INDU-Store kann auf bis zu 3.60m Höhe gebaut werden und benötigt daher im Vergleich zu normalen Lagern nur wenig Platz. Für kleine Innenstadt Geschäfte also optimal.
Auch Fehlpicks sind mit dem INDU-Store Geschichte. Durch die den Produkten zugeordneten EAN Nummern weiß der Automat nämlich genau, welche Produkte er für den Kunden auslagern muss.
Die Vorteile des INDU-Stores kurz erklärt: Optimale Raumnutzung & schnellstmögliche Auslagerung
In welchen Branchen wird der INDU-Store hauptsächlich verwendet?
Da der INDU-Store ein Kleinteilelager ist und die zu kommissionierenden Produkte auf die Größe eines Schuhkartons und ein maximales Gewicht von 5 kg beschränkt sind, nutzen vor allem Kunden mit folgenden Produkten unser System:
- Schuhe
- Schmuck
- Kosmetik
- Retail
- Pharmazeutische Produkte
- Befestigungstechnik (z.B. Schrauben)
Wie sieht es in der Branche aktuell mit der Bereitschaft aus, in neue Technologien zu investieren?
Viele Unternehmen haben bereits erkannt, dass es gerade in Zeiten von Personalmangel und steigenden Auftragszahlen sinnvoll ist, in Lagerautomatisierung zu investieren.
Einige Auftragslogistiker allerdings, die mit Unternehmen auf Basis von kurzzeitigen Aufträgen zusammenarbeiten, scheuen sich im Moment teilweise noch, größere Investitionen zu tätigen, weil sie immer unterschiedliche Aufträge bearbeiten. Jedoch gilt es hier vor allem zu bedenken, dass ein Lagerautomat wie der INDU-Store durch seinen flexiblen Aufbau ja für unzählige verschiedene Aufträge und Produktgruppen verwendet werden kann. Er bringt also einen Mehrwert für viele verschiedene Branchen.
Michaels Fazit: Die Lagerlogistik-Branche wird in immer kürzerer Zeit immer mehr liefern müssen und braucht daher leicht bedienbare Systeme, die diese Prozesse so gut wie möglich unterstützen. Über kurz oder lang wird es also immer mehr Automatisierung geben.
Vielen Dank für das spannende Gespräch Michael!