KiSoft Genomix

KiSoft Genomix – Ries Bouwman im Interview über die selbstlernende Software zur Stammdatenerfassung

Ries Bouwman ist Produktmanager bei KNAPP in Österreich. Sein Schwerpunkt ist Lagerautomatisierung im Food Retail und eines der von Ihm betreuten Produkte ist KiSoft Pack Master, eine Software, die berechnet, wie eine gemischte Palette aufgebaut werden muss. Durch diese Arbeit wurde schnell klar, dass Stammdaten für die Automatisierung extrem wichtig sind. Um deren Erfassung einfach und effizient gestalten zu können, hat KNAPP die Software KiSoft Genomix entwickelt.

Interview:

Ries gibt uns heute im Interview einen Einblick dazu, was mit der Software alles möglich ist und wie er die zukünftige Entwicklung der Lagerlogistik einschätzt.

 

Was ist KiSoft Genomix und wie funktioniert es? 

KiSoft Genomix ist eine Softwareanwendung, die auf einem Server bzw. im Backend liegt und mit einer dazugehörigen App bedient wird. Die App dient dazu, dass man die Daten und Eigenschaften eines Artikels, rasch aufnehmen und verstehen kann. Diese neue, selbstlernende Softwarelösung digitalisiert also alle relevanten Attribute von Artikeln. Man könnte sagen, KiSoft Genomix entschlüsselt ihre DNA: Gewicht, Abmessungen, Verpackungsart, Inhalt, Schwerpunkt, Kippverhalten und vieles mehr.

In weiterer Folge werden die Daten im Backend/Server dann verarbeitet und an die Systeme verteilt, die sie zur weiteren Arbeit benötigen. Dank dieser Informationen wissen die Technologien, wie beispielsweise Roboter genau, wie sie die Artikel bearbeiten und handhaben müssen.
Zudem wissen wir durch diese wertvollen Stammdaten, wie die Automatisierung eines Artikels laufen soll, ohne dass wir den Artikel jemals in der Hand hatten.

Um eine umfassendere Stammdatenbasis zu erhalten, die auch zusätzliche Attribute wie Länge, Gewicht und Dimensionen umfasst, kann man einen MultiScan anbinden.

 

Welche Voraussetzungen benötigt ein Unternehmen, um diese Technologie im Lager anwenden zu können?

KiSoft Genomix kann in manuellen sowie vollautomatisierten Lägern eingesetzt werden. Vom Investitionsaufwand her ist es sinnvoller, es bei automatisierten Lägern eizubinden. Viele unserer Kunden setzen die Software aber im Zuge der Umstellung vom manuellen auf ein automatisiertes Lager ein, damit sie von Anfang an eine korrekte Datenbasis haben. KiSoft Genomix ist eine komplett webbasierte Anwendung und um damit zu starten sind nur ein Handy, Tablett oder Laptop erforderlich, auf denen die Anwendung ausgeführt werden kann. Dadurch, dass alle Anwendungen über die Cloud laufen können, muss auch kein eigener Server vorhanden sein.

Wenn man also am Anfang der Automatisierung seines Lagers steht, macht es absolut Sinn, sich einen MultiScan in Kombination mit KiSoft Genomix anzuschaffen. Vor allem wenn man ein großes Lager hat, ist es von Vorteil, Schritt für Schritt von Anfang an, eine umfassende Datengrundlage zu schaffen. Auf dieser Basis kann man das zukünftige automatisierte Lager viel effizienter und kostengünstiger planen. Kann man den Projektierenden zu Planungsbeginn eine korrekte Datenbasis liefern, lassen sich bei der Anlagenplanung (Fördertechnik, Hochregallager etc.) so große Summen einsparen, dass sich KiSoft Genomix quasi von selbst finanziert.

Vom Kostenaufwand her kann man bei der Software mit weniger Kosten rechnen, als ein Lagermitarbeiter ausmachen würde. Dieser Faktor war uns bei der Entwicklung besonders wichtig.

 

Wie wichtig sind Stammdaten für die Lagerlogistik allgemein?

Ein automatisiertes Lager funktioniert nicht ohne Stammdaten. Pick- oder Depalettierroboter können nicht nur mit Dimension und Gewicht arbeiten. Sie brauchen mehr Informationen wie Verpackungsart, Aufbau der Palette, sind die Artikel kippbar und vieles mehr, um fehlerfrei funktionieren zu können.

Teilweise gibt es über 65 Attribute, die man braucht, um vernünftig und effizient picken zu können. Um diese Fülle an Daten aufnehmen zu können, bieten viele Unternehmen kostenintensive Experten vor Ort, die bei der Datenerfassung helfen. Wir haben dazu die KiSoft Genomix Software entwickelt.

Zusammengefasst geht es also um die Strategie, die ein Unternehmen für sein Lager in den nächsten Jahren hat. Wenn in den nächsten 10 Jahren keine Automatisierung geplant ist, reicht für die Dimensionserfassung von Artikeln ein MultiScan aus. Steht in den nächsten 3 Jahren aber eine Automatisierung an, wird KiSoft Genomix einen wesentlichen Vorteil bringen.

Viele Kunden haben auch das Problem, dass sie nicht wissen, wo sie die neuen Attribute der Artikel abspeichern sollen. Diese in das ERP oder SAP-System aufzunehmen ist meist nicht sinnvoll und auch sehr kostenintensiv. Hier bietet KiSoft Genomix den Vorteil, dass es dazwischengeschaltet wird und nur die Informationen weiterschickt, die benötigt werden. Die Informationen müssen nicht in anderen Systemen aufbewahrt werden.

Um fliesende Abläufe gewährleisten zu können und Stopps durch Fehlermeldungen zu vermeiden ist das System auch lernfähig. Folgendes Beispiel dient zur Veranschaulichung: die EAN-Nummer bleibt gleich, aber es gibt aufgrund einer speziellen Aktion mehr Inhalt in einer Verpackung. Normal würde dies eine Fehlermeldung auslösen. Das System ist aber in der Lage, solche Abweichungen zu verstehen. Auch wenn ein Karton in seiner Dimension von den anderen abweicht, weil er schlecht geklebt wurde, versteht das System, dass diese Abweichungen passieren können und nicht als Fehler auszuweisen sind.

 

Wie siehst du die Zukunft der Warehouse Automatisierung?

Im Moment sind 20% der Läger weltweit automatisiert und gerade der erhöhte Bedarf an schnell verfügbaren Waren (z.B. durch Bestellungen in Onlineshops) in Zeiten von Corona hat uns gezeigt, dass das nicht ausreichend ist. Die Arbeit wird für die Mitarbeitenden immer schwerer und die ergonomischen Zustände sind häufig nicht mehr gut genug. Zudem gibt es schon seit Jahren einen zunehmenden Fachkräftemangel.

Ich denke in den nächsten 5-10 Jahren werden wir in Lägern daher einen Automatisierungsgrad von bis zu 50% erreichen. Hinzu kommen hier noch weitere Themen, die sich nicht allein auf das Lager beschränken, wie z.B. Last-Mile-Logistik.

Und auch hier ist es wie in allen Prozessen: Die Qualität an Daten die hineinfließt, ist maßgeblich für die Qualität der Performance, die daraus hervorgeht.

Nur einwandfreie Stammdaten ermöglichen fehlerfrei automatisierte Prozesse.

 

Wie ist der Investitionswille auf Unternehmensseite in der letzten Zeit?

Corona hat der Automatisierung auf jeden Fall einen Boost gegeben und viele Unternehmen planen in den nächsten Jahren eine Automatisierung, um den neuen Anforderungen auch in Zukunft gerecht werden zu können. Durch die hohe Inflation müssen manche Kunden ihre Investitionen im Moment allerdings etwas nach hinten schieben. Das wird sich aber im nächsten Jahr wieder legen. Manche Kunden, die aktuell eigentlich keine Kapazität für eine Investition in Automatisierung hätten, stehen zudem vor der Herausforderung, dass es durch den Arbeitskräftemangel keine andere Lösung gibt.

 Vielen Dank für dieses sehr interessante Interview, Ries!